Faber, Merle - Liebe ohne Sicherungsseil.pdf

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IMPRESSUM
Liebe ohne Sicherungsseil erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/60 09 09-361
Fax: +49(0) 040/60 09 09-469
Geschäftsführung: Thomas Beckmann
Cheflektorat: Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)
Lektorat/Textredaktion: Veronika Matousek
Redaktionsleitung:
Claudia Wuttke
Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)
Grafik:
Erste Neuauflage by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,
in der Reihe: Digital Edition
© 2008 by Cora Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY LIEBEN & LACHEN
Band 45 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Umschlagsmotive: vita khorzhevska / Shutterstock
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck
ISBN 9787373380267
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten
mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY
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1. KAPITEL
Stefanie Clarin griff nach der Fernbedienung. Noch glänzte der wandgroße Plasmabildschirm im
Creativ-Raum von light arts neutral silbergrau, aber das würde sich bald ändern. Ihr Schatten
spiegelte sich im Bildschirm, sie glaubte sogar den Schimmer ihrer rotbraunen Haare zu erkennen.
Sie lächelte sich zu. Vor drei Monaten hatte sie den internationalen Lichtkünstler Robert van
Halen mit einer spontanen Bewerbung nachmittags um halb drei so überrascht und mit ihrer
kleinen Präsentationsmappe so beeindruckt, dass er Stefanie vom Fleck weg als neue Marketing-
Fachfrau eingestellt hatte. Nun leitete sie mit nur 26 Jahren bei light arts schon einen kleinen Stab
von Mitarbeitern.
Ja, es gab sie wirklich, die Glückssträhnen im Leben, und Stefanie war fest entschlossen, sie nicht
abreißen zu lassen. Gerade jetzt nicht, wo sie zum ersten Mal das Privileg erhielt, hier im
„Allerheiligsten“ der Firma ihrem Chef Robert unter vier Augen vom neuesten Kunden zu
berichten.
Der Creativ-Raum lag im siebzehnten Stock. Das natürliche Licht des Berliner Himmels flutete
durch die riesigen Fenster. „Meine beste Inspirationsquelle“, meinte ihr Chef. Stefanie richtete ihr
rotbraunes Haar und stellte sich an die Seite des schlichten hellen Holztisches. Mehr Möbel außer
zwei Stühlen duldete der renommierte Lichtdesigner nicht. Auf besondere Lichtquellen hatte
Robert zu Stefanies großer Verwunderung verzichtet. Die Außenwand des Creativ-Raums bestand
nur aus Glas. Stefanie blendete der perfekt blaue Himmel ein wenig, kein Wunder, dass Robert
selbst hier seine blaugetönte Sonnenbrille trug. Sie passte perfekt zu seinem eisgrauen kurzen,
dichten Haar. Robert war fast ein Zwei-Meter-Mann und wirkte nur deshalb schlank, weil er
immer nervös war, immerzu spielte er mit irgendetwas in den Händen. Heute war es ein
transparenter grüner Filzstift.
Stefanie aktivierte den wandgroßen Plasmabildschirm: Wir sind nicht zu fassen – smart light art.
So ganz sicher war sie sich auf einmal nicht mehr, ob sie ihren Chef überzeugen könnte. Sie
räusperte sich: „Unser neuer Claim begeistert die Kunden …“
Robert unterbrach sie sofort. „Bitte nicht schon wieder eine Präsentation, ich hasse das.“ Er
streckte die langen Beine unter dem Tisch aus und steckte den Filzstift in das Leinensakko. Der
Endvierziger fixierte sie mit einer tiefen Falte auf der ansonsten noch immer glatten Stirn. „Ich
denke, du willst mich überraschen?“
Vom ersten Tag an hatte sie bei light arts für Wirbel gesorgt und das ganze Material für die
Kundenwerbung auf den neuesten Stand der Zunft gebracht. Roberts Designassistenten hatten ganz
schön geschluckt. Wenn sie jetzt auch den Chef höchstpersönlich ein bisschen aufmischte, war sie
nur konsequent. Stefanie straffte die Jacke des Kostüms. Ihr Chef liebte den weiten Überblick,
deshalb hatte er sich hier den Creativ-Raum eingerichtet, von dem man über Berlin-Mitte und den
Tiergarten hinweg bis zum Zoo sehen konnte. „Du musst einmal aus der Vogelperspektive
gesehen haben, worum es geht. Nur ein Bild, Robert.“ Stefanie ignorierte seinen Seufzer und
klickte es auf den Bildschirm. Auf den ersten Blick sah man goldenen Sand in kobaltblauem Meer,
dann erkannte man die Form eines Halbmonds.
Robert reagierte sofort, er sprang auf und stützte die Arme auf den hellen Tisch vor ihm. „Was für
ein klares Licht, was für ein Farbenspektrum!“
Stefanie stellte den Fuß vor, der Rocksaum ihres Businesskostüms rückte ein wenig nach oben.
„Abu Faira.“
„Wie bitte?“, fragte Robert und glitt langsam zurück auf den Stuhl.
„Das ist ein Emirat.“ Stefanie wagte es und klickte ein zweites Bild an.
Robert starrte wie gebannt darauf, elektrisiert fragte er: „Ich sehe Jachten, Häuser, grüne Gärten
… Das Licht ist traumhaft, wozu brauchen die überhaupt einen Lichtdesigner wie mich?“
„Das Emirat Abu Faira schreibt einen internationalen Wettbewerb aus – für die Eröffnungsshow
ihres neuen Sechs-Sterne-Plus-Luxus-Resorts, Robert. Wir sind eingeladen!“
„Das ist die Chance für den Sprung von light arts in die internationale Oberklasse“, flüsterte
Robert.
„Genau das.“ Stefanie nickte, bei dem Karrieresprung wäre sie huckepack dabei. Sie klickte
weiter.
Robert fraß die Bilder des luxuriösen Hotelpalastes, der sich aus üppigem Palmengrün erhob, mit
den Augen auf. „Wir brauchen eine Idee … ein Lichtmärchen wie in Tausendundeiner Nacht …“
Er stand auf und deutete mit dem langen Arm zu einem kleinen intimen Jachthafen auf dem
Bildschirm. „Dort brauchen wir Kristallsäulen, ich sehe es genau vor mir, dort an den Enden der
Landungsstege …“ Er fuhr sich durch die eisgrauen Haare. „Erzähle mir, wie du das geschafft
hast. Womit hast du die Leute von Abu … Abu Dingsbums geködert?“ Nervös legte er die Arme
über die Brust und fasste die Revers. Sein grüner Filzstift rutschte dabei aus der Brusttasche und
schlitterte über den Schreibtisch, stürzte über die Kante vor Stefanies Füße und rollte bis ans
Fenster. Robert starrte fasziniert auf den Plasmabildschirm an der Wand.
Stefanie bückte sich nach dem Stift. „Wir verkaufen Licht …“, zitierte sie dabei die
Firmenwerbung und presste die Knie im schmalen Rock aneinander. Sie fingerte nach dem Kuli
vor der Panoramaglasscheibe. In diesem Moment bewegte sich draußen etwas, und sie hob den
Kopf. Langsam schob sich etwas Braunes vor die Scheibe. Es war ein wunderbar kräftiger
Unterarm, auf dem sich schwarze Härchen auf sonnengebräunter Honighaut im Wind leise
kräuselten. Das feine Spiel der Muskeln faszinierte Stefanie, kräftige Finger tastete sich draußen
an der Fuge der Glasfassade entlang. Sie hatte eine Halluzination, anders konnte das nicht sein,
light arts residierte im siebzehnten Stock! Vermutlich hatte sie einfach zu viel gearbeitet.
„Wir verkaufen inszeniertes Licht, darauf bestehe ich …“, sagte Robert pikiert vor dem
Plasmabildschirm.
Stefanie riss die Augen auf: Dort draußen hing ein Mann! Jetzt sah sie einen aufgerollten
Hemdsärmel, einen langen sehnigen Hals, der schwarze Bartschatten prangte auf einem Kinn …
Eine zarte Ohrmuschel ragte aus windzerzausten schwarzen, kurzen Locken. Stefanie musste den
Impuls unterdrücken, nach dieser Wange zu tasten. Hastig raffte sie den Filzstift vom Boden.
Draußen sah sie immer noch nur diesen Hinterkopf, der sich immer noch nicht rührte, nur die
Finger des Mannes tasteten weiter, als gehörten sie gar nicht dazu. Oder war sie von den letzten
Wochen tatsächlich total überstresst?
„Stefanie, wie kommst du überhaupt zu diesem Emirat in wer-weiß-wo?“
Siedendheiß fiel Stefanie ein, dass ihr Chef Robert in ihrem Rücken am Tisch saß und auf ihre
groß angekündigte Story wartete. Dieser Kopf dort draußen konnte gar nicht existieren! Wie sollte
ein Mann so hoch über der Erde allein außen an der Fassade hängen können? Vielleicht hätte sie
doch besser auf ihre beste Freundin hören sollen … Drehte sie jetzt durch, weil sie seit zwölf
Wochen nichts anderes mehr machte als arbeiten und dabei ihr Privatleben, nun, zu kurz kommen
war gar kein Ausdruck: Sie hatte gar keines mehr.
Stefanie drehte sich um, schüttelte die Schultern aus und lächelte Robert etwas gezwungen an.
„Wo war ich? Ach ja, der Wettbewerb von Abu Faira …“
„Wieso erfahre ich davon erst jetzt?“ Er riss ihr den grünen Filzstift fast aus der Hand.
„Weil du bis gestern die Villa von Brockenhill & Velten in Düsseldorf ausgeleuchtet hast und für
niemanden erreichbar warst.“ Robert knurrte nur. Stefanie wollte sich konzentrieren, sie klickte
das nächste Bild an. „Ich habe Abu Faira vorgeschlagen, mit variablen Laserprojektoren und
luminiszenten Fensterfolien anzufangen und dann …“, Stefanie fühlte sich sofort wieder sicher,
ihr Konzept war durchdacht. „Und dann würde light arts die Fassade optisch in Bewegung setzen,
als ob man Steine in Wasser wirft, damit …“ Halb drehte sie sich vom Plasmabildschirm weg, auf
den Robert unentwegt starrte. Der Himmel über Berlin, draußen vor dem Fenster, schien einen
Moment genauso Wellen zu schlagen. Stefanies Stimme erstarb in einem Flüstern: „Damit alles
wie eine Fata Morgana aussieht …“
Draußen prangten Männerbeine, oben im Winkel unter der Decke, Kletterstiefel mit kurzen
Wollsocken, darin die festesten, schönsten Waden, die sie je gesehen hatte. Besser als
Fußballerwaden und nicht so mädchenhaft haarlos wie bei Radlern, einfach nur perfekt. Ein
Oberschenkel zeichnete sich ab, Stefanie hoffte einen Moment, dass der Mann dort draußen nackt
herumturnte und sie einen Blick auf den Po …
Heftig sog sie die Luft ein. Sie durfte jetzt nicht abdrehen, gerade jetzt nicht – nur weil es etwas
länger her war, dass sie ein paar nackte Männerbeine live gesehen hatte. Stefanie, dort draußen
gibt es keinen Mann, ermahnte sie sich – und schon gar keinen, der exakt ihren Träumereien beim
Einlassen des täglichen Entspannungsbades entsprach. Das war physikalisch unmöglich!
„Fata Morganas sind Luftspiegelungen“, brummte Robert hinter ihr, „der Ansatz ist nicht
schlecht. Dann könnte ein Sturm aufziehen …“
Stefanie holte tief Luft und drehte sich zu ihrem Chef um, der die Spitze seines Filzstiftes
betrachtete. „Genau, ich habe in der Bewerbungsmappe skizziert, dass wir zum Beispiel das
Luxus-Resort zum Schein wie eine Sandburg zu einer Düne zerblasen lassen würden …“ Stefanie
hatte sich zwanzig verschiedene Motive ausgedacht.
„Genial.“ Wie ein Prediger breitete Robert die Hände vor dem Bildschirm aus. „Sei jetzt mal ganz
ruhig, ich lasse eine Vision in mir aufsteigen.“ Er kniff die Augen fest zu und wandte sich zum
Fenster.
Stefanie drehte sich mit – und schaute direkt in zwei schwarze glänzende Augen, darunter lächelte
ein männlich sinnlicher Mund und zeigte weiße Zähne. Stefanie hätte diese vollen Lippen am
liebsten sofort geküsst. Und dabei die Arme so eng um die schmale Taille geschlungen, wie es
dort draußen dieser lederne Haltegurt mit den zig Metallösen tat, in denen Halteseile verankert
waren. Daran hielt sich der Mann mit den tiefschwarzen kurzen Locken rechts und links wie bei
einer Schaukel fest. Seine perfekten Sportlerbeine baumelten im Nichts.
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