Thomas Rückerl - Die Axiome Des Nlp.pdf

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Die Axiome des NLP
von Thomas Rückerl
T ennisprofis berichten, daß der Gewinn eines Matches oft weniger durch spielerisches Können, sondern
vielmehr durch den Glauben an den Erfolg entschieden wird. Karateka durchstoßen Ziegelsteine mit der
bloßen Hand, indem sie den Geist konzentrieren und daran glauben, daß ihr trainierter Körper die Mate-
rie besiegt. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, daß Medikamente ohne Wirkstoffe, sogenannte Placebos,
in vielen Fällen verblüffende Heilerfolge erzielen, sofern der Kranke fähig ist, an seine Heilung zu glauben. In Feuer-
lauf-Seminaren lernen die Teilnehmer in kurzer Zeit, über glühende Kohlen zu gehen – indem sie daran glauben, daß
sie es tun können.
Glauben erzeugt Kraft und Motivation. Es gab sogar Kulturen, in denen die Krieger glaubten, daß nur ein Tod im Kampf
ihnen einen Platz an Odins Tafel ermöglicht. Obwohl auch sie den Tod fürchteten, immunisierte der starke Glaube die
Krieger gegen die Todesangst. Der Glaube kann Berge versetzen. Mahatma Gandhi glaubte fest daran, daß er durch ge-
waltfreien Widerstand gewinnen würde. Er wurde zum Vorbild für Millionen von Menschen. Wer fähig ist zu glauben,
kann geradezu unglaubliche Ressourcen entwickeln. Auch die spektakulären Erfolge des NLP basieren auf der Kraft
des Glaubens. Nicht nur technisches Know How, sondern auch die innere Einstellung des NLP-Anwenders entscheidet über den
Erfolg seiner Interventionen. Feinfühliges Pacing, geschicktes Ankern oder strukturiertes Vorgehen wirken auf der Verhaltensebene,
doch zugleich beinhaltet jede Kommunikation auch ein Beziehungsangebot. Auf dieser subtilen Ebene spürt das Unbewußte
unseres Kommunikationspartners sehr genau, mit welchem Welt- und Menschenbild wir ihm entgegentreten; ebenso spürt es, wie
wir ihn als Person bewerten und was wir bezüglich seiner Entwicklungschancen glauben.
Um derartiges Wissen optimal zu nutzen, wurden für die konsequente Anwendung des NLP eine Reihe von Axiomen formuliert.
Es sind hypothetische Glaubenssätze. Sie helfen, die eigene Wahrnehmung intelligent zu organisieren und die Kommunikation mit
anderen Menschen zu verbessern. Sie erzeugen eine ressourcevolle Einstellung im zwischenmenschlichen Kontakt. Die Axiome des
NLP implizieren ein humanistisches und auf Entwicklung ausgerichtetes Menschenbild. Sie sollen jedoch nicht als Dogma verstan-
den werden; es sind lediglich Erfahrungswerte, die sich als Grundlage exzellenter Kommunikation vielfach bewährt haben.
Die Axiome bieten einen Blick hinter die Kulissen des NLP. Sie dienen als innere Orientierung für konsequente NLP-Anwender.
Dabei ist es für jeden Anwender wichtig, die Glaubenssätze im Laufe der eigenen NLP-Praxis zu überprüfen und die geschriebenen
Worte mit selbst-erfahrenen Wahrheiten zu verbinden. Die Überprüfung der Axiome ist eine wesentliche Arbeit beim Erlernen des
NLP. Nur wenn eigene Erfahrungen vorliegen, wird das Unbewußte die Axiome als glaubwürdige Quelle der Orientierung akzep-
tieren. Es wäre auf Dauer nicht ökologisch, wenn man versuchen würde, etwas zu glauben, das nicht durch eigene Erfahrungen be-
stätigt wird. Um charismatische Glaubenskraft zu gewinnen, ist es notwendig, daß der NLP-Anwender durch eigene Beobachtung
Hinweise sammelt und seinem Unbewußten die Gültigkeit der geglaubten Inhalte validiert. Glaube wächst aus Erfahrungen. Damit
sich ein starker Glaube entwickeln kann, brauchen wir intensive Erfahrungen. Je gründlicher ein Anwender die Glaubenssätze ver-
innerlicht hat, desto wirkungsvoller entfalten sich seine charismatischen Kräfte; das Know How des NLP wird zum authentischen
Teil seiner eigenen Persönlichkeit.
Die Axiome können auch als Ehren-Kodex verstanden werden, der spielerisch, respektvoll und im eigenen Tempo gelernt wird.
Interessanterweise bemerken viele Menschen bei der Überprüfung, daß sie in ihrem Leben bereits viele Erfahrungen gesammelt ha-
ben, die mit den Glaubenssätzen übereinstimmen. In diesem Fall ist ein Teil der Arbeit zum Erlernen des NLP bereits getan. Dann
bekommt die Überprüfung den Charakter einer Auffrischung und es geht weniger darum, neues Wissen zu erwerben, sondern vor-
handenes Wissen zu beleben und neu zu organisieren.
Es folgt eine kurze Darstellung der wichtigsten Axiome:
Die Landkarte ist nicht das Territorium
Menschen reagieren auf ihre individuelle Abbildung der Rea-
lität, nicht auf die Realität selbst. Die Welt, die uns umgibt, wird
von jedem Menschen als einzigartiges Modell im Gehirn abge-
bildet. Diese Abbildung wird im NLP metaphorisch als Innere
Landkarte bezeichnet. Sie dient uns zur Orientierung und wird
von Menschen oft mit der eigentlichen Realität verwechselt.
Die Abbildung der Realität ist bei jedem Menschen unter-
schiedlich gestaltet. Keine Landkarte stellt die Welt vollständig
dar – die Realität ist grundsätzlich komplexer! NLP ist die Kunst,
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Rückerl – Axiome des NLP
die Inneren Landkarten zu erkennen, zu würdigen und so zu
verändern, daß der Mensch sich optimal in der Welt orientieren
kann und mit sich selbst und anderen besser zurecht kommt.
sie nicht dysfunktional zu verzerren. Deshalb gilt im NLP das
Prinzip der schlichten Eleganz: Ein nützliches Modell sollte so
einfach wie möglich beschaffen sein – jedoch nicht einfacher!
Geist und Körper beeinflussen sich wechsel-
wirksam
Geist und Körper sind Teile des gleichen kybernetischen
Systems. Was mental geschieht, zeigt sich auch körperlich; in-
nere Befindlichkeiten drücken sich physisch aus. Der psychi-
sche Zustand eines Menschen und die beobachtbare Physiolo-
gie sind zwei Aspekte desselben Phänomens. Manchmal ist der
Ausdruck sehr offensichtlich, manchmal bewirkt er nur sehr fei-
ne Veränderungen. NLP-Anwender trainieren ihre Wahrneh-
mung, um die Physiologie der Kommunikationspartner auf-
merksam beobachten zu können und um auch feinste Verände-
rungen zu bemerken. Dieses Prinzip dient jedoch nicht nur der
Diagnose; es eröffnet auch eine Vielzahl von Interventionsmög-
lichkeiten, denn eine gezielte innere Veränderung kann eine
enorme Verbesserung des körperlichen Zustandes bewirken.
Die Beeinflußbarkeit des Körpers über den Geist wird im NLP
zum Beispiel bei der Heilung von körperlichen Beschwerden
oder beim Coaching von Leistungssportlern genutzt. Umge-
kehrt ist die gezielte Veränderung der Physiologie auch ein
wirksames Mittel, um einen Menschen aus einem psychischen
Problem-Zustand in einen Ressource-Zustand zu führen.
Wir können nicht nicht kommunizieren
Dieses Axiom stammt aus dem Kommunikationsmodell von
Paul Watzlawik. Sobald sich zwei oder mehr Menschen begeg-
nen, beginnt ein Kommunikationsprozeß. Selbst in der gegen-
seitigen Ignoranz verbergen sich Botschaften auf der Bezie-
hungsebene: „Bleib mir vom Hals, mit dir will ich nichts zu tun
haben.” oder: „Sprich mich bitte nicht an, ich habe jetzt über-
haupt keine Zeit.” oder: „Ich würde mich ja gern mal mit dir un-
terhalten, aber ich trau mich nicht.” Derartige Signale wirken
meist unterschwellig. Jeder Mensch sendet in jedem Moment
körpersprachliche Signale, die von anderen Menschen gemäß
der eigenen Inneren Landkarte interpretiert werden. Dies ge-
schieht normalerweise ohne bewußte Überprüfung hinsichtlich
der Richtigkeit der eigenen Interpretation. Unterschwellige
Kommunikation wird durch unbewußte Wahrnehmungsfilter
gesteuert, die im Laufe der Evolution von unseren Vorfahren er-
worben und durch individuelle Lernprozesse modifiziert wur-
den. Sie können jedoch bewußt gemacht und verändert wer-
den, indem wir unser gewohntes Kommunikationsverhalten
aufmerksam beobachten und bereit sind, die tatsächlich erziel-
ten Ergebnisse kritisch zu überprüfen.
Wahlfreiheit ist besser als keine Wahlfreiheit
Richard Bandler und John Grinder wollten Umweltvariable in
Entscheidungsvariable verwandeln, als sie das NLP entwickel-
ten. Ein wesentliches Ziel im NLP ist es, eine Vielfalt möglicher
Verhaltensweisen zu erwerben (Requisite Variety). In einem Sy-
stem wird dasjenige Element die Kontrolle gewinnen, welches
über die höchste Flexibilität verfügt. Mit anderen Worten: Die
Person mit der höchsten Flexibilität erreicht am meisten. Je
mehr Wahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen, desto höher ist
die Wahrscheinlichkeit, daß sich im eigenen Repertoire eine
Verhaltensoption befindet, die eine optimale Reaktion auf die
aktuelle Situation ermöglicht. „Wenn das, was du bisher getan
hast, nicht funktioniert, dann tue etwas anderes” ist eine Auffor-
derung, die in der NLP-Ausbildung häufig gehört wird. Ein kom-
petenter NLP-Anwender benötigt die Bereitschaft, ständig neu
zu lernen und das eigene Repertoire um weitere nützliche Ver-
haltensweisen zu bereichern. Dabei kann sowohl kreatives Ex-
perimentieren als auch gezieltes Modeling eingesetzt werden.
Kommunikation ist Austausch von sinnlichen
Erfahrungen
Menschen kommunizieren immer in allen verfügbaren Reprä-
sentations-Systemen. In jedem Gespräch hören, sehen, fühlen,
riechen und schmecken wir unseren Gesprächspartner. Auch
wenn das Bewußtsein in erster Linie auf verbale Botschaften
achtet, orientiert sich unser Unbewußtes an den ganzheitlichen
Sinneseindrücken. Diese Tendenz ist evolutionsgeschichtlich
sinnvoll, sie sichert unser Überleben, verbessert unsere soziale
Wahrnehmung und erhöht unsere Teamfähigkeit. Kommuni-
kation verläuft redundant, alle verfügbaren Sinneskanäle sind
involviert. Jedes Sinnessystem empfängt und verarbeitet per-
manent Informationen. Ein geübter NLP-Anwender nutzt die-
ses Wissen, indem er die Sinneskanäle gezielt aktiviert, um sei-
ne Botschaften zu adressieren. Das Pacing der bevorzugten
Kanäle des Adressaten verstärkt den Rapport. Bei gutem Rap-
port kann der Gesprächspartner mittels Synästhesien auch in
andere Sinnessysteme geführt werden.
So einfach wie möglich und so komplex wie nötig
Das NLP ist eine Kunst, die durch Modellieren geschaffen wur-
de. Die Orientierung an funktionalen Modellen stellt dem NLP-
Anwender wirkungsvolle Werkzeuge zur Verfügung. Je einfa-
cher ein Modell beschaffen ist, desto näher ist es am Kern des
Sachverhalts, den es repräsentieren soll. Andererseits müssen
nützliche Modelle eine isomorphe Struktur aufweisen, um der
Komplexität der abgebildeten Realität gerecht zu werden und
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In der Kommunikation zählen Resultate
„Die Bedeutung deiner Kommunikation ist die Reaktion, die du
bekommst“. Entscheidend in der Kommunikation ist nicht die
Absicht des Senders, sondern die Reaktion des Empfängers. Es
nützt niemandem, wenn der Sender zwar sachlich richtige
Worte gesprochen hat, diese jedoch vom Empfänger nicht ver-
standen werden, weil mangelnder Rapport die kommunikative
Verbindung beeinträchtigt. Auch die Tatsache, daß die verwen-
deten Worte im Gehirn des Empfängers mit anderen Assoziatio-
nen verknüpft sind als im Gehirn des Senders, sollte von einem
kompetenten Kommunikator berücksichtigt werden. Viele
Mißverständnisse und Streitigkeiten basieren auf einem unter-
schiedlichen Verständnis derselben Worte. Solange das ver-
schiedenartige Verständnis nicht aufgedeckt wird, kann der
Standpunkt des anderen nicht nachvollzogen werden. Worte
sind Informationsträger und fungieren lediglich als Verpackung
einer Botschaft. Deshalb ist es sinnvoll, das Sprachverständnis
unserer Gesprächspartner zu pacen und unsere Botschaften ge-
zielt zu adressieren; effektive Kommunikation verläuft grund-
sätzlich empfängerorientiert. Im NLP geht es darum, Verant-
wortung für das eigene Kommunikationsverhalten zu erlangen
und es situationsgerecht zu steuern.
als Signal verstanden werden, um mögliche Einwände rechtzei-
tig zu bemerken und zu integrieren. Dies gelingt besonders gut,
wenn die Einwände als nützliche Ratgeber gewürdigt werden.
Mit ihrer Hilfe können zukünftige Verhaltensentwürfe so gestal-
tet werden, daß sie für alle betroffenen Persönlichkeitsteile öko-
logisch sind; dadurch steigen die Chancen der tatsächlichen
Realisierung des neuen Verhaltens enorm.
Hinter jedem Verhalten gibt es eine positive Absicht
Jedes Verhalten erfüllt im Leben eines Menschen eine Funktion,
die von seinem Unbewußten als nützlich bewertet wird. Wäre
dies nicht der Fall, würde das Ökonomie-Prinzip des organi-
schen Lebens es nicht zulassen, daß dafür Energie aufgewendet
wird. Jeder menschliche Impuls läßt sich in einen positiven Be-
zugsrahmen führen. So können alle Einwände in Wünsche ver-
wandelt werden. Dafür eignen sich die verschiedenen Formen
des Reframings, insbesondere das Six-Step-Reframing. Dabei
lernt der Klient, daß sein als problematisch erlebtes Verhalten
auch ökologische Funktionen im psycho-physiologischen Ge-
samtsystem erfüllt. Die Erkenntnis der Nützlichkeit führt den
Menschen in die Versöhnungs-Physiologie und kann oft unge-
ahnte Energien freisetzen. Nun gilt es, die positiven Absichten
zu würdigen und durch alternative Verhaltensweisen auf besse-
ren Wegen zu realisieren.
Widerstand bedeutet mangelnde Flexibilität
Widerstand des Empfängers ist eine Aussage über die kommu-
nikativen Fähigkeiten des Senders. Widerstand resultiert aus
mangelndem Rapport. Hier stellt sich die Frage nach der Flexi-
bilität. Um andere Menschen reibungslos führen zu können,
muß der konsequente NLP-Anwender Flexibilität beweisen
und sich zunächst auf die Welt des anderen einstellen. Um gu-
ten Rapport zu erzeugen, braucht er Flexibilität beim Pacing. Je
besser das Pacing, desto müheloser das Leading. Wenn ein
Coach seinen Klienten führen möchte, ist es Aufgabe des
Coach, ein attraktives und zugleich ökologisches Beziehungs-
Angebot zu machen. Dafür braucht er die Bereitschaft, sein
eigenes Verhalten während der Kommunikation solange in Fra-
ge zu stellen, bis sein Pacing zum gewünschten Rapport führt.
Diese Betrachtungsweise ist im Kontext der traditionellen Psy-
chotherapie geradezu rebellisch. Auch die Führungskompe-
tenz von Managern, Trainern oder Lehrern wird hier einer
selbstkritischen Prüfung unterzogen.
Menschen treffen immer ihre zur Zeit beste Wahl
Jeder Mensch ist auf seine Weise einzigartig, perfekt und ent-
wicklungsfähig zugleich. Der positive Wert eines Menschen
wird im NLP nicht in Frage gestellt. Jedes Verhalten kann als
nützlich erkannt werden. Die Prämisse der Transaktionsanalyse
„Ich bin okay – Du bist okay” gilt auch im NLP. Dabei wird un-
terstellt, daß der Mensch sich in jedem Moment genau so ver-
hält, wie es seinem aktuellen Informationsstand, seiner Ökolo-
gie und seiner Inneren Landkarte entspricht. Wenn der Mensch
zum jetzigen Zeitpunkt bessere Möglichkeiten zur Verfügung
hätte, würde er diese auch einsetzen. Deshalb gilt besonders im
Coaching die Annahme, daß jedes Verhalten des Klienten zum
jetzigen Zeitpunkt subjektiv das optimale Verhalten ist, auch
wenn das Bewußtsein dies noch nicht würdigen kann. Gleich-
Jede Reaktion ist ein wertvolles Feedback
In der Kommunikation gibt es keine Fehler und kein Versagen!
Jede Reaktion des Gesprächspartners kann als Feedback ge-
nutzt werden. Auch überraschende oder unerwünschte Reak-
tionen sind wertvolle Informationen, um die Realität des ande-
ren besser pacen zu können. In solchen Fällen ist der NLP-An-
wender in seiner Kreativität gefordert. Jetzt gilt es, das eigene
Kommunikations-Verhalten neu abzustimmen. In der Verände-
rungsarbeit bedeutet eine unerwünschte Reaktion des Klien-
ten, daß die bisherigen Interventionen noch nicht hundertpro-
zentig ökologisch sind. Die unerwünschte Reaktion kann also
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Rückerl – Axiome des NLP
zeitig stellt sich die Frage, wie sich der Mensch in Zukunft auf
bessere Weise verhalten könnte.
me, mit der Richard
Bandler und John Grin-
der das Unternehmen
NLP starteten. Jeder kann
alles lernen! Sie glaubten
an das Prinzip des Mode-
ling, realisierten es für
sich selbst und konnten
die erworbenen Fähig-
keiten mit wachsendem
Erfolg an andere Men-
schen weitergeben. Lern-
prozesse können syste-
matisch gesteuert werden. Dabei hilft das sogenannte Chun-
king. Die Aufsplittung von komplexen Verhaltensweisen in
überschaubare und erlernbare Komponenten ist die Grundlage
des Modelings. Das systematische Zerlegen von großen Se-
quenzen in kleinere Einheiten gelingt mit Hilfe des Chunking
Down. Das Zusammensetzen von einzeln erlernten Kompo-
nenten führt zum Chunking Up. So kann jede Aufgabe systema-
tisch bewältigt werden, wenn man sie zunächst in ausreichend
kleine Stücke unterteilt und die einzelnen Sequenzen ansch-
ließend wieder zu einem Ganzen zusammenfügt.
Jedes Verhalten ist eine Ressource
Gelernt ist gelernt! Jede Verhaltensoption basiert auf einer
Fähigkeit und stellt somit eine nützliche Ressource zur Verfü-
gung. Jede bereits erlernte Fähigkeit bereichert das individuelle
Repertoire und erhöht die eigene Flexibilität. Dadurch verbes-
sert sich unsere Chance, auf die Anforderungen des Lebens an-
gemessen reagieren zu können. Beim NLP geht es nicht darum,
altes Verhalten durch neues zu ersetzen, sondern darum, das
Verhaltensrepertoire um neue Möglichkeiten zu bereichern.
Das bisherige Verhalten bleibt als Ressource im Repertoire er-
halten. Die Bewertung von menschlichem Verhalten ist
grundsätzlich abhängig vom Kontext, in dem es eingesetzt wird.
Für jede Verhaltensweise gibt es zumindest einen Kontext, in
dem genau diese Verhaltensweise eine angemessene Reaktion
darstellt. Derartiges Wissen wird beim Kontext-Reframing ge-
nutzt: „In welcher Situation soll das bisherige Verhalten beibe-
halten werden? Wie kannst Du sicherstellen, daß Du es in der
relevanten Situation tatsächlich zur Verfügung hast?“
Photo
Thomas
Rückerl
Thomas Rückerl
Alle benötigten Ressourcen sind vorhanden
Menschen verfügen prinzipiell über alle Ressourcen, die sie
brauchen, um gewünschte Veränderungen zu erreichen. Falls
diese Verfügbarkeit nicht sofort offensichtlich ist, besteht die
Möglichkeit, Ressourcen neu zu organisieren, so daß sie zum
richtigen Zeitpunkt und im richtigen Kontext verfügbar werden.
Wenn ein Mensch Schwierigkeiten hat, in Kontakt mit seinen
Ressourcen zu gelangen, kann der kreative Teil im Unbewußten
aktiviert werden, um Zugang herzustellen. Auch das Modeling
und die Als-Ob-Methode helfen weiter: „Stell Dir vor, Du kön-
test es bereits, wie würdest Du es dann tun? Oder vielleicht
kennst Du jemanden, der das kann? Wie tut er das? Wie wäre
es, wenn Du es so wie er können würdest?“
Lernen ist der Weg in die Freiheit
Wenn Menschen glauben, daß sie etwas nicht tun können, liegt
es oft daran, daß sie noch nicht wissen, was sie lernen müssen,
um es erfolgreich zu tun. Tatsächlich befinden wir Menschen
uns in einem mehr oder weniger dynamischen Lernprozeß, der
jedoch größtenteils unbewußt abläuft. Die kontinuierliche Ent-
wicklung eines Bewußtseins, das uns daran erinnert, daß wir
unser Leben als lernender Mensch aktiv gestalten können, eröff-
net neue Horizonte. Heute haben wir vieles gelernt, was vor
noch gar nicht langer Zeit als unmöglich galt; und viele Dinge,
die uns heute unmöglich erscheinen, werden wir in naher Zu-
kunft mit Selbstverständlichkeit tun können. Die menschliche
Lernfähigkeit stellt uns grenzenlose Ressourcen zur Verfügung;
konsequentes NLP impliziert einen kreativen Weg des Life-
Long-Learning.
Veränderung ist nur gut, wenn sie ökologisch ist
Ein Coach trägt die Verantwortung, dafür zu sorgen, daß sich
der Kommunikationspartner in einem Zustand befindet, der für
sein System ökologisch ist. Wenn eine Veränderung angestrebt
wird, die nicht ökologisch ist, werden unbewußte Kräfte ge-
weckt, die diese Veränderung bekämpfen. Derartiger Wider-
stand ist eine gesunde Abwehr im Sinne der Stabilität des be-
troffenen Systems. Deshalb gibt es bei veränderungswirksamen
Interventionen eine vorbeugende Maßnahme – den Öko-
Ckeck. Hier werden Widerstände bewußt gemacht und mögli-
che Einwände integriert. Erst anschließend wird zum Transfer
ein Future Pace formuliert.
Über den Autor:
Thomas Rückerl ist Diplom-Psychologe und lebt in Hamburg. Seit 1984
ist er in der Erwachsenenbildung tätig; zur Zeit arbeitet er als Berater, Trai-
ner und Coach mit mehreren Agenturen zusammen. Er vermittelt das Know
How des NLP in Seminaren und Workshops zu verschiedenen Themen:
Führung, Verkauf, Train The Trainer, Team-Entwicklung, Präsentation, Mo-
deration, Konflikt-Management, Frauenförderung, Personal Power. Außer-
dem unterstützt er Führungskräfte im Coaching bei der Erreichung von Zie-
len und ist Autor von „NLP in Stichworten“: Ein Überblick für Einsteiger und
Fortgeschrittene, Junfermann Verlag, Paderborn 1994.
Lernprozesse erfordern eine angemessene
Portionierung
Wenn ein Mensch lernen kann, etwas bestimmtes zu tun, dann
können es andere Menschen auch. Dies war die Grundannah-
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