Spiegel Special 2007-3 - Wir sind das Netz.pdf

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HAUSMITTEILUNG
HYPE ODER HYBRIS?
Am Web 2.0, der neuen Generation des Internets, scheiden
sich die Geister. Die einen rühmen die Fülle an Informationen und Kontakten im
Mitmachnetz, die „Weisheit der Massen“ und die Abschaffung alter Autoritäten,
das kreative Chaos und den „Bürger-Journalismus“. Die anderen mokieren sich
über „digitalen Narzissmus“, freiwillige Selbstentblößung im Netz, viel pubertä-
res Geschwätz und rüpelhaften Ton auf den Community-Plattformen. Anhänger
wie Kritiker sind sich aber einig: Es ist ein Massenphänomen entstanden, dessen
Auswirkungen bislang nur zu erahnen sind.
EINE DYNAMIK
wie zu besten Zeiten
der New Economy beobachtet der
New Yorker SPIEGEL-Korrespon-
dent Frank Hornig, 37, bei seinen
regelmäßigen Besuchen in Silicon
Valley. Junge Unternehmensgrün-
der führen ihm nagelneue, protzige
Büroetagen vor, zeigen ihm Räume
Hornig (mit Computer-Unternehmer Michael Dell)
voller junger Programmierer mit
dem Hinweis: „Vorige Woche war hier noch alles leer.“ Hornig sprach auch mit
den Gründern von MySpace, YouTube und Flickr. „Alle sind bestens gelaunt, kei-
ner hat Angst, dass noch einmal eine Internet-Blase platzen könnte“ (Seite 6).
PERSÖNLICHES UND INTIMES
ge-
DER SPIEGEL
ben die meist jugendlichen Inter-
net-Nutzer oft leichtfertig preis –
ganz anders als ihre Elterngenera-
tion, die in den achtziger Jahren
in breiter Front gegen die Volks-
zählung auf die Barrikaden gegan-
gen war, weil sie sich vom Staat
„ausgehorcht“ fühlte. SPIEGEL-
Redakteur Norbert F. Pötzl, 59, der
Schaar, Pötzl
damals über die Boykottbewegung geschrieben hat, erörterte nun mit alten Be-
kannten den Niedergang der Privatheit: mit Peter Schaar, 53, dem jetzigen Bun-
desdatenschutzbeauftragten, und mit Spiros Simitis, 72, dem Doyen der deutschen
Datenschützer. Sie mahnen, so Pötzl, „dass sich viele Netz-Plauderer der Gefah-
ren ihres Bekennerdrangs nicht bewusst sind“ (Seite 52).
ÜBER POLIZEIRECHT
im Zeitalter technischen
Fortschritts promovierte SPIEGEL-Redakteur
Thomas Darnstädt, 58, vor 25 Jahren – da war ans
Internet noch nicht zu denken. Schon damals
ging es darum, wie das Ringen um innere Si-
cherheit angesichts immer neuer Gefahren den
Rechtsstaat in Gefahr bringt. Besonders delikate
Darnstädt
Varianten modernen Sicherheitsrechts diskutier-
te Darnstädt kürzlich in Berlin mit dem streitbaren Innenminister Wolfgang
Schäuble – vor allem dessen Vorstoß, nach „Gefährdern“ künftig auch online zu
fahnden. Darnstädt sah seine alten Thesen bestätigt: „Empfindliche Grundrechts-
eingriffe werden immer üblicher, ohne dass es dazu noch einer konkreten Gefahr
oder eines konkreten Verdachts bedarf“ (Seite 60).
Alle in diesem Heft erwähnten Links zum Anklicken unter www.spiegel.de/special_shortcuts
spiegel special
3
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HANS-JOACHIM BUCHHOLZ
2007
3
FRANK DARCHINGER / DARCHINGER.COM
I N H A LT
DAS MITMACHNETZ
Im Web 2.0 sind die Nutzer auch die Akteure
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
Hilft ein Verhaltenskodex gegen den rüpelhaften Ton vieler Blogger?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
20
Politiker manipulieren ihre Biografien im Online-Lexikon Wikipedia
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
22
„Grüne Gnome“ prangern die Abzock-Methoden privater Quizsender an
. . . . . . . . . . . . . . . .
24
Internet-Pionier Tim O’Reilly über die Idee, kollektive Intelligenz nutzbar zu machen
. . .
28
Ein iranischer Blogger fordert die Mullahs heraus
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
30
ALTE UND NEUE MEDIEN
Fernsehsender fürchten die Konkurrenz aus dem Netz
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
32
Jetzt wächst zusammen, was sich technisch bislang getrennt entwickelt hat
. . . . . . . . . . . . . . .
36
Die Internet-Werbung boomt
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
40
Der globale Anzeigenmarkt ist fest in Google-Hand
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
42
Podcaster haben es in Deutschland noch schwer
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
46
Hunderttausende Bücher werden gescannt, digitale Bibliotheken entstehen
. . . . . . . . . . . . . .
48
Der Computer ersetzt das Labor
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
50
ANARCHIE IM NETZ
Hemmschwellen und Schamgrenzen fallen, das Bewusstsein fürs Private sinkt
. . . . . . . . . . .
52
Verfassungsrechtlich bedenklich: Der Staat will heimlich Festplatten durchsuchen
. . . . . . . .
60
Die Deutschen werden von Banken, Ladenketten und Arbeitgebern ausgespäht
. . . . . . . . . .
64
Was ist das geistige Eigentum noch wert?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
70
Musikbranche und Filmindustrie wehren sich gegen Raubkopien
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
74
Wissenschaftliche Arbeiten sind immer öfter Plagiate
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
82
Wer regiert das World Wide Web?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
84
Anwälte überziehen Internet-Nutzer mit Abmahnungen
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
88
SELBSTENTBLÖSSUNG
SEITE 6
Abermillionen plaudern mit der Netz-Commu-
nity über Liebeskummer und Arbeitsstress,
Urlaubserinnerungen und Kindererziehung,
Freizeitgestaltung und sexuelle Neigungen.
TATORT INTERNET
Viren, Kontenklau und Identitätsdiebstahl – Cyber-Kriminelle bedrohen das Netz
. . . . . . . .
90
Viele Firmen gewähren unbeabsichtigt zu viel Einblick in geheime Daten
. . . . . . . . . . . . . . . . .
98
Was man anhand einer schlichten E-Mail-Adresse alles herausfinden kann
. . . . . . . . . . . . . . .
100
Selbst Amateure sind imstande, fremde Computer auszuspionieren
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102
Phishing: Wie Bankkunden von Betrügern hereingelegt werden
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104
Hacker haben es leicht – sie nutzen die Sicherheitslücken
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106
Spam-Mails überfluten die Rechner
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108
Beim Autokauf im Internet ist Vorsicht geboten
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
112
Das bayerische LKA fahndet zentral nach Kinderpornos und ihren Abnehmern
. . . . . . . . .
114
VIRTUELLE WELTEN
„Second Life“ – Millionen Menschen schaffen sich eine neue Wirklichkeit
. . . . . . . . . . . . . . .
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Reale Verbrechen in der Kunstwelt
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
122
Welche Auswirkungen haben Killerspiele auf Jugendliche?
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
128
Jugendschutz und die industriefreundliche „Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle“
. . . .
132
Wie ein Single im Web seine Traumfrau sucht
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
136
Hausmitteilung
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
Bücher zum Thema, Impressum
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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TITELBILD:
AFP
KOMMUNIKATION
SEITEN 32, 36
Das Internet wird zur Konkurrenz für das
Fernsehen, die digitalen Techniken ver-
schmelzen. Auch Politiker wie Hillary Clinton
wenden sich mit Videofilmen an ihre Wähler.
spiegel special
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4
2007
REKLAMEFELDZUG
SEITEN 40, 42
Die Werbeumsätze im Internet steigen. Vor allem Google, das einst
als Suchmaschine gestartet war, ist heute das ausgeklügeltste und
effektivste Anzeigenplazierungsprogramm der Welt – hier bei einer
Präsentation auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas 2006.
RICK WILKING / REUTERS (L.); AHN YOUNG-JOON / AP (R.)
SPIELSUCHT
SEITEN 128, 132
Welche Auswirkungen Gewaltspiele auf Jugendliche haben, ist in
der Wissenschaft umstritten. Der Jugendschutz liegt in Deutsch-
land in der Hand eines dubiosen Privatvereins. Auch Erwachsene
werden spielsüchtig – hier bei einem Wettbewerb in Seoul 2003.
KONTROLLE
SEITE 64
Die Menschen stehen immer mehr unter Beobachtung: Banken
lassen Kreditnehmer heimlich durchleuchten, Bonuskarten ermög-
lichen Kundenprofile, Videokameras überwachen öffentliche Plätze,
die Polizei will die Maut-Daten auch zur Verbrecherjagd nutzen.
spiegel special
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ED KASHI / CORBIS (L.)
KUNSTWELT
SEITE 116
Auf der Internet-Plattform „Second Life“ schlüpfen Millionen Men-
schen in erfundene Identitäten und leben unter ihren Masken ihre
Träume aus – vor allem auch erotische Phantasien. Die Justiz tut
sich schwer, echte Delikte in der virtuellen Welt zu ahnden.
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2007
DAS MITMACHNETZ
GLOBALES DORF
Irgendwo auf der Welt sind
immer Freunde wach, mit
denen die jungen Frauen in
einem Hamburger Internet-
Café chatten können.
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spiegel special
3 | 2007
Zgłoś jeśli naruszono regulamin