Spektrum der Wissenschaft Kompakt 2018-02 Personlichkeit.pdf

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KOMPAKT
PERSÖNLICHKEIT
Was den Charakter formt
Wie ich wurde,
was ich bin
Prägendes
Familienleben
Identität durch
Autobiografie
VISUALSPACE / GE T T Y IMAGES / ISTOCK
Entwicklung
Erfahrung
Erinnerung
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Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kindheit prägt einen Menschen zwar sehr stark, doch
seine Wesenszüge können sich bis ins hohe Alter weiter
verändern. Manche Entwicklungen beginnen schon vor der
Geburt, andere erst im späteren Leben. Oft sind sie langsam
und schleichend: Mitunter merken wir selbst nicht gleich,
dass wir uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten geändert
Folgen Sie uns:
haben. Würde uns aber nun unser 18-jähriges Ich gegenüber
sitzen, wäre vielen schnell klar, wie sehr wir uns von ihm
unterscheiden.
Doch wie wird man zu dem Menschen, der man ist–
und was passiert dabei im Gehirn? Welche Faktoren
beeinflussen unser Wesen und wie können wir unsere
Entfaltung, und die unserer Kinder unterstützen? In diesem
Kompakt widmen wir uns diesen und weiteren Fragen zur
Persönlichkeitsentwicklung.
Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihre
Erscheinungsdatum dieser Ausgabe: 12.02.2018
2
INHALT
04
SEITE
04
ENT WICK LUNG
ENT WICKLUNG
Wie ich wurde, was ich bin
15
Wie ich wurde, was ich bin
ANPAS SUNGSFÄHIG
Das flexible Ich
24
INTERVIE W
»Unsere Erfahrungen
sind entscheidend«
31
AUSL ANDS STUDIUM
Wie ein Tapetenwechsel die
Persönlichkeit verändert
JASMINA007 / GE T T Y IMAGES / ISTOCK
35
BEHARRLICHER IRRTUM
Das fortwährende Ende
der eigenen Geschichte
37
RE TROSPEK TIV E
PSYCHOLOGIE
SEITE
15
A NPAS SUNGSFÄ HIG
Das flexible Ich
MALER APASO / GE T T Y IMAGES / ISTOCK
Erzähl dein Leben
SEITE
44
Arbeitslosigkeit verändert
die Persönlichkeit
39
KUR ZINTERVIE W
Verändert uns die Musik, die wir hören?
42
VERHALTENSGENE TIK
Werden wir unseren Eltern im Alter
ähnlicher?
44
FRONTOTEMPOR A LE DEMENZ
RE TROSPEK TIVE
Wenn der Charakter
zerfällt
ALVARE Z / GE T T Y IMAGES / ISTOCK
WILDPIXEL / GE T T Y IMAGES / ISTOCK
SEITE
50
Erzähl dein Leben
50
FRONTOTEMPOR ALE DEMENZ
Wenn der Charakter zerfällt
3
ENTWICKLUNG
Wie ich wurde,
von Nicole Strüber
was ich bin
Frühe Erfahrungen und unsere genetische
Grundausstattung formen unser Temperament.
Die Basis für die individuelle Persönlichkeit wird
schon vor der Geburt gelegt.
ISTOCK / INDIGOLT
4
I
m Ballsaal herrscht Hochstimmung.
Die Musik hat soeben ihre Ziellaut-
stärke erreicht, die Gäste stürmen
die Tanzfläche. So auch eine Frau mit
tief ausgeschnittenem Kleid, die so-
fort ausgelassen, ja beinahe ekstatisch
tanzt. Mit geschlossenen Augen gibt sie
sich dem Rhythmus hin und scheint kei-
nen Gedanken daran zu verschwenden, wie
sie wirkt. Einer anderen jungen Frau gefällt
die Musik ebenfalls, doch sie bleibt unauf-
fällig am Rand stehen, wippt dezent mit
dem Fuß und prüft hin und wieder, ob sie
nicht beobachtet wird. Schon zuvor beim
Essen offenbarten die beiden ihr unter-
schiedliches Wesen. Während die eine das
Gespräch dominierte, beschäftigte sich die
andere mit dem Tischschmuck oder unter-
hielt sich leise mit ihrem Sitznachbarn.
Warum sind Menschen so verschieden?
Warum gibt es die Rampensau und das
Mauerblümchen, den Fels in der Brandung
und das Fähnlein im Wind? Das grundle-
gende Temperament eines Menschen
zeichnet sich meist schon früh in der Kind-
Nicole Strüber
ist Neurowissenschaftlerin am Roth
Institut in Bremen. 2012 promovierte sie auf dem Gebiet
der Entwicklungsneurobiologie.
heit ab. Manche Kinder sind schüchtern
und verschlossen, andere wiederum trei-
ben uns in den Wahnsinn mit ihrem Über-
mut und ihrem Bewegungsdrang.
Forscher wissen schon lange: Sowohl die
Gene als auch die ersten Erfahrungen im
Mutterleib und kurz nach der Geburt be-
einflussen, wie ein Kind auf seine Umwelt
reagiert. Doch wie formen diese Einflüsse
das Gehirn, den Sitz unserer Persönlich-
keit? Wie können frühe Stresserlebnisse
auf Nervenzellen und Botenstoffe einwir-
ken, und wie prägen sie uns bis ins späte
Leben hinein?
Wann immer wir fühlen, denken oder
handeln und auch dann, wenn wir uns ein-
bilden, gerade nichts zu tun, sind im Ge-
hirn zahlreiche Netzwerke von Nervenzel-
len tätig. All das, was in uns und um uns
herum vorgeht, aktiviert Schaltkreise, die
sich sowohl aus weit entfernten als auch
aus benachbarten Neuronen zusammen-
setzen. Dabei übertragen jeweils die Syn-
apsen die Informationen von einer Zelle
zur nächsten.
Diese Netzwerke arbeiten bei jedem
Menschen anders und stellen einen wichti-
gen Aspekt seines Wesens dar. Sie beein-
flussen die Stressempfindlichkeit ebenso
AUF EINEN BLICK
Wiege des
Temperaments
1
Unsere Persönlichkeit unterliegt einer
enormen Fülle von Einflussfaktoren. Sie
fußt auf einem biologischen Fundament,
das in den Genen angelegt ist und durch
frühe Erfahrungen geprägt wird.
2
Der Einfluss beginnt bereits während der
Schwangerschaft: Leidet die Mutter unter
starkem Stress, beeinträchtigt das nach-
haltig die Funktion des kindlichen Stress-
systems.
3
Eine liebevolle und einfühlsame Erziehung
nach der Geburt kann jedoch die Freiset-
zung von Stresshormonen hemmen und
die neuronalen Netzwerke zur Emotions-
regulation stärken.
5
Zgłoś jeśli naruszono regulamin